Markus Stoll - Stoll Elektro GmbH
"Sich seiner Allgäuer Wurzeln bewusst sein"
Wie der Visionär Markus Stoll einen Handwerksbetrieb zu einem weltweit agierenden Unternehmen formte
"Allgäuer sind meist ein bisschen eigensinnig und eigenbrötlerisch, haben aber auch den Blick nach außen", meint Markus Stoll, Geschäftsführer der Stoll Gruppe GmbH in Martinszell und lacht dazu. Er weiß, wovon er spricht. Sein Vater hat den früheren Elektrobetrieb 1959 gegründet. "Wer in einem Handwerkerhaushalt aufwächst, der wird auf eine bestimmte Art konditioniert, wie man Dinge angeht und umsetzt." Eben sehr bodenständig. Die Basis. Um weiterzuwachsen, aber brauche es eine Vision. Jede Generation müsse ihre eigene finden, meint der Diplomingenieur für Automatisierungstechnik. Von dieser war er immer getrieben. Als er sich nach seinen Jobs in der Automobilindustrie auf seine Allgäuer Wurzeln besann und 1992 den väterlichen Betrieb in Martinszell übernahm, war er bereits davon überzeugt, dass die Automatisierung zwar andere, aber mehr und höherwertige Arbeitsplätze schaffen wird. Die Angst anderer, dass diese Menschen gänzlich ersetzen werde, teilte er nie. Mit zwölf Mitarbeitern machte er sich in Garage und Keller neben dem elterlichen Wohnhaus daran, seine Vision Schritt für Schritt umzusetzen, pachtete ein Grundstück dazu und baute auf der ehemaligen Kantine von Bosch ein Lagerwerk. Das Gebäude gibt es noch, aber nebenan auch einen großen Passivhausbau, die heutige Schaltzentrale der Stoll Gruppe. 200 Mitarbeiter arbeiten hier und in den Auslandniederlassungen in der Schweiz und in China. Jeder Auftrag, egal ob im Bereich Automatisierung, Anlagenbau, Energie- oder Gebäudetechnik sei ein Unikat, meint der Firmenchef. Das weltweite Projektgeschäft fordert nicht nur andere Unternehmensstrukturen, sondern auch eine andere Unternehmenskultur.
Der Beitrag jedes einzelnen zählt
Deshalb will er, dass jeder einzelne Mitarbeiter mitdenkt, Verantwortung übernimmt und nicht auf die Anweisungen des Vorgesetzten wartet. Lösungen werden nicht von oben diktiert, sondern zusammen mit allen Beteiligten eines Projektes entwickelt. "Unser Unternehmen ist ein lebendiger Organismus und immer davon abhängig, was draußen passiert", erklärt Markus Stoll. "Ich will gemeinsam etwas erschaffen". So versteht sich der Visionär als 'System- und Menschenentwickler', der die Rahmenbedingungen dafür schafft, dass jeder Mitarbeiter ein Gefühl dafür bekommt, wie wichtig dessen persönlicher Beitrag und dessen Kompetenz für das Gesamtunternehmen sind. Ein Prozess der weiter andauert. Um die Zusammenarbeit im Unternehmen nicht aus dem Bauch heraus, sondern systematisch zu entwickeln, wurde dafür 2013 der Experimentierraum 'Integriertes Miteinander' initiiert. Jeder der Beschäftigten, unabhängig von dessen Funktion und Position, hat dabei die Möglichkeit, die Unternehmensziele und die Zusammenarbeit in hierarchiefreien Arbeitsplattformen aktiv mitzugestalten. Mit diesem Ansatz hofft Markus Stoll, dass seine Mitarbeiter auch im privaten Umfeld sehen, dass es nicht nur immer um die eigenen Interessen geht, sondern alle eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung haben. Er sieht aber noch einen anderen Vorteil: "Mit einem solchen Arbeitsumfeld kann ich gute Fachkräfte ins Allgäu holen. Die Region an sich hat aber natürlich schon ihren besonderen Reiz." Von diesem lässt er sich selbst gern ins Freie locken - am Wochenende oder auch mal vor der Arbeit um 5 Uhr in der Früh. Radeln, Skifahren oder einfach irgendwo still auf dem Berg die Ruhe genießen, wie auf dem Stoffelberg, seinem Lieblingsplatz. "Von dort oben blicke ich auf das Allgäu mit seinen vielen Seen, das verschafft mir einen tollen Überblick. Davon profitiere ich später auch bei der Arbeit."